Trakehnerzüchter stellen sich vor

Eine Interview-Reihe von Alexandra Marten

Es ist nun schon ein wenig her, als ich mich im März dieses Jahres zu meinem ersten
Interview begab, um hoffentlich damit den Startschuss für eine Reihe von Gesprächen mit
unseren Züchtern mit dem Ziel zu setzen, ein wenig mehr über unsere Züchter und die aktuell
in der Schweiz vorhandenen Zuchtpferde zu erfahren. Am Ende soll eine Übersicht über
unsere Züchter und ihre zuchtaktiven Stuten auf unserer Internetseite dargestellt werden,
eventuell auch die aktuellen und geplanten Anpaarungen, um einerseits den Züchtern eine
Plattform zu bieten sich vorzustellen, als auch es Interessierten und etwaigen Käufer leichter
zu machen, fündig zu werden.

Wer ausserdem noch mehr über die Trakehnerzucht in der Schweiz erfahren möchte, dem
empfehle ich den Artikel in der Trakehnerzeitschrift aus dem Monat 9/2020, in dem Herr
Erhard Schulte ausführlicher über die Ursprünge und Wege der Trakehner in der Schweiz
berichtet.

Ich entschloss mich, mit Ueli Maurer, dem Trakehnerzüchter, der auch lange Jahre das Amt
des Präsidenten, damals noch der Genossenschaft, innehatte und nun Ehrenmitglied unseres
Vereins ist, den Anfang zu machen, ohne in dem Moment zu wissen, dass dieser sich vor
kurzem entschieden hatte, seine züchterische Laufbahn nach über 35 Jahren Trakehnerzucht
zu beenden. So beginne ich also unverhofft mit einem Züchter im Ruhestand:

Züchterportrait Ueli und Ursi Maurer

Züchterportrait Ueli und Ursi Maurer

Züchterportrait Ueli und Ursi Maurer

Früher Bühl bei Aarberg heute leben die Pferde in einem schönen Stall in Bettlach

Ein Interview von Alexandra Marten:

Etwas kühl war es am 11. März 2021 als der Wind recht ordentlich an dem Bahnweg etwas ausserhalb von Bettlach entlang pustete. Ich wurde von Ueli freundlich begrüsst und direkt in den neuen Stall geführt, der nun eine halbe Stunde von ihrem eigentlichen Wohnort entfernt liegt. Vor 11 Monaten sind Ueli und Ursi mit ihren Pferden umgezogen. Acht helle Paddockboxen mit einer breiten Stallgasse bieten den Pferden ausreichend Platz zum Wohlfühlen. Wir setzen uns an den Tisch in der Stallgasse und ich versuche meine vorbereiteten Fragen zu stellen und merke, dass es gar nicht einfach ist, alles gleich so aufzuschreiben, um daraus eine wortwörtliche Wiedergabe zu zaubern (daher bleibt es folgend bei der sinngemässen Darstellung).

Ueli und Ursi Maurer

Auf die Frage wie er eigentlich zum Trakehner gekommen sei, war ganz klar, dass die ursprüngliche Liebe zum Pferd ihm bereits in die Wiege gelegt wurde. Er habe die Leidenschaft zum Pferd von seinem Grossvater und Vater übernommen. Sein Grossvater hat bereits immer schwierige Pferde geritten und gefahren. Sein Vater ritt in der Kavallerie und wurde früh als Bereiter vorgeschlagen. Dort wurden Warmblüter wie Irländer und Polen genutzt. Trakehner waren auch darunter, diese waren jedoch den Offizieren vorbehalten. Mit 17 Jahren hat Ueli sein erstes Pferd gekauft, es war ein Pole, der besonders zäh und hart im Nehmen war. Das Geld dafür hat er sich mit seiner Kaninchenzucht verdient. Als er eines Tages eine Reportage über Trakehner gelesen hatte, war er überzeugt davon, dass dieser Pole nur ein Pferd mit Trakehnerabstammung sein konnte, so wie diese beschrieben wurden. Von da an war ihm klar, wenn er nochmals ein Pferd erwerben sollte, dann ein Trakehner sein. Zu der Zeit war in Avenches der Trakehnerhengst „Corporal“ aufgestellt und so kam es, dass er eines Tages ein Fohlen von ihm kaufte, welches zumindest 5/8 Trakehnerblut in sich trug.

Der erste richtige Takehner zog erst viel später in den Stall in Bühl, auf dem von ihm geführten landwirschaftlichen Betrieb ein. Bei einem Urlaub mit der Familie bei seiner Tante in Deutschland im Jahr 1984 machten sie einen Abstecher bei Herrn Ernst Wezel auf dem Gestüt Schralling, wo er die damals erst zweieinhalbjährige schwarze Stute „Viola“ von Aron aus einem Stutenstamm der Familie von Zitzewitz entdeckte. Sie war leider bereits zur Auktion nach Neumünster versprochen, wo er sie dann jedoch tragend von Karneol glücklich erwerben konnte. Sie wurde einer der zwei Stammstuten in seinem Stall.

Ueli Maurer mit Viola und Granat

Eine weitere Stute war „Undine“ von St. Cloud aus der Familie der Freya. Von da an fielen bei Ueli jährlich durschnittlich 1 bis 5 Fohlen. Insgesamt 50 Fohlen in 30 Zuchtjahren erblickten bei ihm und Ursi das Licht der Welt, davon allein 10 Fohlen von dem Hengst Kostolany, was eine ganz beachtliche Zahl ist. Viola schenkt ihm 14 Fohlen und starb erst im Alter von 31 Jahren. Undine schenkte ihm unter anderem „Ulan Bator“ von Kostolany, der heute noch in seinem Stall steht und auf dem Ursula und ihre Tochter zahlreiche Siege und Klassierungen in Dressur und errangen.

Ulan Bator

Auf die Frage, ob Ueli eine besondere Idee oder ein Motto bei seiner Zucht verfolge, antwortete er, er reite nicht gerne mit Kraft. Ein Pferd sollte leicht zu führen sein. Meine Pferde wurden in Springen und Dressur geritten und auch gefahren. Bis zum Jahr 2015 gingen einige seiner Pferde an der Kutsche und wurden zum Teil auch in der Landwirtschaft eingesetzt. Die Pferde sollten vielseitig verwendet werden können „Es ist für mich auch wichtig, dass Pferde und Reiter zusammenpassen und sich eine Harmonie bilden kann».

Seine Leidenschaft für die „Berner Dragoner 1779“, die berittene Ehrenformation des Kantons Bern, teilt er mit seinem Züchterkollegen Martin Reber. Wobei Ueli im Sattel der von Martin Reber gezüchteten Stute „Pandora“ sitzt und Marti Reber im Sattel von der von Ueli gezüchteten „Unesca“, eine nette Anekdote. 3-mal die Woche wird noch selbst geritten, die anderen Tage werden die Pferde von jungen Damen bewegt, die auch ab und zu im Stall helfen.

Unesca

 

Ueli im Einsatz für die „Berner Dragoner 1779“

Zum Abschluss führt Ueli noch eine letzte Enkelin seiner Stammstute Viola aus der Box. Sie stammt von „Imhotep“ und zeigt sich beim Freilaufen bei dem Wind sehr keck, aber mit tollem Bewegungspotential.

Danke lieber Ueli, für das nette Gespräch, die Vorstellung Deiner „letzten“ gezüchteten Stute und damit die Zeit, die Du Dir genommen hast. Auf meine Abschlussfrage, wen es sich seiner Meinung nach lohnen würde als nächstes zu besuchen, kam fast wie aus der Pistole geschossen: „geh doch einmal zu Greti Andres“. Eine gute Idee. So werde ich also meine nächste Reise nach Wynau, in den Kanton Bern antreten und bin gespannt, was mich dort erwartet.

Alexandra Marten

 


 

Ueli und Ursi Maurer

 

  • Seit Wann züchtest Du Trakehner?

Seit 1984

  • Wie kamst Du zu den Trakehnern?

Wir waren bei einer Tante in Deutschland im Urlaub und besuchten das Gestüt Schralling von Ernst Wezel. Dort habe ich die damals 2½ jährige Stute Viola von Aron entdeckt, die ich dann leider erst später auf der Auktion in Neumünster erwerben konnte.

  • Welche Stuten stehen derzeit bei Dir in der Zucht?

Keine aktiven mehr, im Besitz sind noch die Stute „Pandora“ von Donauklang (Distelzar) aus der Zucht von Familie Reber, sowie eine Enkelin der Viola von Imhotep.

  • Welchem Stutenstamm vertritt Deine Zucht?

Viola vertrat den Stutenstamm der Velegue des Hauses von Zitzewitz
Undine entstammt aus dem Stutenstamm der Freya

  • Hast Du eine besondere Idee für die Zucht?

Die Pferde sollten leistungswillig und vielseitig sein, mit wenig Kraft zu Reiten

  • Worauf wird bei der Hengstauswahl geachtet?

Ich habe unter anderem auf Sportlichkeit geachtet. Anpaarungen mit Kostolany, Lapaz und Belsazar waren sehr erfolgreich.

  • Persönliche Erfolge mit Deinen Trakehnern?

Der Sieg in der Familiensammlung mit Viola sowie mehrere Klassensiege an der Jubiläumsschau 1999. Die Erfolge der Pferde aus meiner Zucht in der Dressur bis zur schweren Klasse
Im Springen bis 130 cm und in der Vielseitigkeit mit CCI2 Stern, bestätigen meine züchterischen Visionen.

  • Warum Trakehner, was macht den Trakehner so besonders?

Eben die Leistungsfähigkeit und Vielseitigkeit. Trakehner sind zäh und doch fein zu Reiten.

  • Welches Pferd ist besonders in Erinnerung geblieben?

Sicher meine erste Trakehnerstute Viola sowie Vaya Con Dios von Kostolany. Nicht zu vergessen Ulan Bator mit dem sich Ursula und deren Tochter Chantal in viele Dressurprüfungen
bis zu schweren Klasse behaupten konnten. 180 Plaketten hängen an seiner Boxe.

  • Was wünscht Du Dir in Zukunft für die Trakehner?

Dass die Zucht zahlenmässig zulegt, die Trakehnermenschen mehr für ihre Pferde da sind und sich nicht zu sehr dem Druck des allgemeinen Vermarktungstrubels unterwerfen und dem Geplänkel in eigenen Reihen verfallen.