Fohlenmusterung und Stuteneintragung 2020

Über Höhen und Tiefen führte die Musterungsreise des Vereins Trakehnerfreunde Schweiz. Wobei der Weg über den Weissensteinpass mit 1279 m.ü.M. sicher der höchste Punkt, aber bei weitem nicht das Highlight war. Das waren die teilnehmenden Stuten und Fohlen! Zwölf an der Zahl, 7 Fohlen und 5 Stuten waren gemeldet.

Den Auftakt machte Naiara, ein Stutfohlen geboren am 11.06.2020 von Niagara aus der Elitestute Nachtlicht von Elitär.

Welch farbenfroher Start! Leuchtende Fuchsfarbe, viermal weiss gestiefelt und bunt gezeichnet im Gesicht, wurden uns das Fohlen und seine Mutter in bestem Pflegezustand von Familie Reber präsentiert.

“Ein typvolles Fohlen von guter Zuchtqualität” mit jeweils einer 8-er Bewertung für Typ, Trab, Galopp und Gesamteindruck. Dies das Urteil der Bewertungskommission für Naiara. Und einen guten Charakter hat das junge Trakehner Fräulein auch! Der Alpabzug auf der gegenüberliegenden Talseite mit Hunderten Kühen und entsprechender Geräuschkulisse liess Mutter und Tochter zwar interessiert schauen, aber nicht weiter beunruhigen. Hier ein Eindruck dieses Schauspiels:

In Bettlach erwarteten uns Pandora von Donauklang aus der Philadelphia von Schampus mit ihrem Stutfohlen Peppercorn von Tecumseh.

Weniger Arbeit die Abzeichen aufzunehmen als erwartet für die Kommission! Vater Tecumseh ist wahrlich ein “bunter Hund”, doch seine Tochter präsentierte sich in schlichter aber edler brauner Jacke. Da scheint die Mutter ein gutes Wort mitgeredet zu haben. Beide Pferde kennzeichnet der typische “Trakehner Schmelz”, dies die übereinstimmende Meinungsäusserung der mitgereisten Zuschauer. Ueli Maurer präsentierte der Kommission Stute und Fohlen zur Musterung und Eintragung.

“Eine sympathische Stute mit grossen Partien” und 8-er Bewertungen für Typ, Trab, Galopp und Gesamteindruck. Total 53 Punkte, was nach Ablegen einer Stutenleistungsprüfung oder Turniererfolgen zum Titel “Trakehner Prämienstute” führt. Beste Voraussetzungen, da im Hause Maurer fleissig und erfolgreich Turniere bestritten werden. Peppercorn, das Anfangs Juni geborene Fohlen “hat den Ausdruck und die schönen Partien von der Mutter geerbt” und erhielt eine 8 für Typ, Körper, Galopp und Gesamteindruck.

Louisa von Kronzprinz aus der Lisett von Kornett und ihr Stutfohlen Lacosta (geb. 04.05.2020) von Zauberreigen warteten in Oberwil auf die Kommission.

Auf Louisas Hinterschenkel prangt das “M” und die Hirschstange, Brandzeichen des Gestüts Marbach. Sie stammt aus einer bedeutenden Stutenfamilie die dort seit mehreren Generationen gepflegt wird. Grossmutter Liga brachte vier gekörte Hengste. Auch Louisa zeigte mit ihrer Tochter einen guten Zuchteinstand. “Ganz viel Trab und guter Galopp” urteilte die Kommission. Eine 8.5 im Trab bedeutete die höchste Note des Tages, nebst einer 8 im Galopp.

“Gute Grösse und guter Rahmen, in Typ und Halsformation gegenüber der Mutterstute verbessert und mit guten Bewegungen und Perspektive für die Zucht” fasste die Kommission den Auftritt von Lacosta zusammen. Mit Schritt, Trab, Galopp und Gesamteindruck je eine 8, und keiner Note unter 7.5 kann der Züchterin Mariella Hermann nur gratuliert werden.

Shangri-Là vom “Haus- und Hofhengst” Fandzi de St. Paul AA und der Prämienstute Somalia von Herzfunke markierte den Abschluss des ersten Tages.

Bereits das dritte Fohlen bei Familie Ryser von diesem sportlich erfolgreichen Angloaraber. Fandzi steht in der Schweiz bei Ueli und Madeleine Huber in Huttwil. Die Pferdewoche brachte einen lesenswerten Artikel dazu.

Nicht ganz einfach war die Aufgabe für die Bewertungskommission, da Shangri-Là bereits 7 Monate alt und dementsprechend voll im Wachstum ist. “Im Trab gute Bewegungen und im Galopp gegenüber der Mutter verbessert” das Verdikt der Kommission sowie je eine 8 für Trab, Galopp und Gesamteindruck.

Mit dem Besuch im Haras Hasenberg in Kirchberg SG startete der zweite Tag gleich mit einem Highlight. Auf der Anlage von Christine Stückelberger standen die zwei Stuten Lunas Spirit und Ballfee zur Musterung.

Lunas Spirit ist eine vierjährige Stute vom Trakehner High Spirit aus der La Luna von Herzruf. Sie ist beim ZSAA registriert und bewirbt sich um eine Eintragung ins Trakehner Stutbuch. “Ein sehr ansprechendes Modell mit guter Halsung” und Highlight im Schritt, Trab und Gesamteindruck – je mit Note 8. Die Bewertungskommission vergab 53.5 Punkte, was in Verbindung mit einer SLP oder Sporterfolgen zum Prämientitel berechtigen würde. Lunas Spirit erfüllt die Reinzuchtkriterien, da ihr Vater aber nicht beim Trakehner Verband gekört ist erfolgt die Eintragung erst nach Prüfung durch den Zuchtausschuss. Wie uns berichtet wurde, ist die Stute äusserst rittig und hat eine vorbildliche Arbeitseinstellung. Sie ist zu verkaufen – was aus Sicht der aktuellen Bereiterin ruhig noch etwas länger dauern dürfte weil sie so viel Spass macht unter dem Sattel!

Ballfee ist ebenfalls vierjährig, von Octavian aus der Ballmelody F von Lauries Crusador.

“Ein sehr ansprechendes Stutenmodell mit weiblichem Ausdruck”, was die Kommission mit 8er-Noten für Typ, Körper und Gesamteindruck honorierte. Total 54 Punkte bedeuten dass auch hier eine Prämienanwärterin im Stall steht. Besitzer Nicholas Rohrbach dürfte sich darüber gefreut haben! Ein weiteres Pferd aus seinem Besitz wurde uns gezeigt: Erst seit einigen Tagen in der Schweiz ist der gekörte Trakehner Hengst Ballzauber von Axis aus der Ballgeflüster F von Itaxerxes. Der Hengst soll nun von Christine Stückelberger weiter ausgebildet werden, und auch ein Zuchteinsatz im nächsten Jahr ist geplant. Definitiv eine Bereicherung für die Trakehner Zucht in der Schweiz!

Leider viel zu kurz war unser Besuch auf dem Hasenberg. Frau Stückelberger liess es sich nicht nehmen weitere Hengste aus ihrem Stall zu präsentieren, so den 30jährigen Ramiros Bube der ebenso top in Schuss und vorbildlich bemuskelt ist wie alle anderen Pferde aus ihrem Besitz. Wir wurden sehr herzlich empfangen und bewirtet, und durften innert kurzer Zeit viel Interessantes zu den Pferden und ihrem Werdegang erfahren. Ein ganz grosses Highlight unserer Reise!

Weiter ging es zu den sehr engagierten Trakehner Züchtern Dr. Teresa Jaeger und Dr. Damian Bühler.

Ein noch namenloses Hengstfohlen (P…) von Imperio aus der Prämienstute Pleasure Girl von Van Deyk machte den Beginn. Wegen seinem neckischen Abzeichen auf dem Nasenrücken heisst er in meinem Fotoarchiv übrigens “Potter” 😉

“Ein Fohlen bei dem wir die Aufzucht als Hengstanwärter definitiv empfehlen” und ausschliesslich Noten 8 und 8.5… ein äusserst gelungenes Fohlen, da waren sich alle einig!

Fridolin von Painter’s Maxim aus der Flotte Lotte von Hirtentanz ist ebenfalls im Juni geboren.

“Guter Galopp und eine plastische, gut bemuskelte Kruppe” entsprechend den Erwartungen an die springbetonte Abstammung des Hengstfohlens. “Ein überdurchschnittliches Fohlen mit schönem Typ und gutem Körper und äusserst korrektem Fundament” lobte die Kommission. Im Typ eine 9 und im Gesamteindruck eine 8.5 und auch hier die unbedingte Empfehlung für die Aufzucht als Hengstanwärter.

Winterherz von Undercover aus der Winterliebe von Ovaro, woher der Name kommt ist klar:

Das dritte Fohlen im Bunde stand den Vorgängern in nichts nach. “Ebenfall ein überdurchschnittliches Fohlen mit gutem Rasse- und Geschlechtstyp” so das Urteil und jeweils eine 8 für Typ, Körper, Trab und Gesamteindruck. Ein starker Jahrgang des Züchterhauses Bühler/Jaeger!

Als letzer Punkt auf dem Programm stand die Musterung der Stute Palmira von Icare d’Olympe AA aus der Palame von Guter Planet.

Entsprechend der Abstammung liess es sich Züchter und Besitzer Bruno Brovelli nicht nehmen, die Stute im Freispringen vorzustellen. Und sie zeigte was sie kann!

Im Freispringen erhielt Palmira je eine 8 für Vermögen und Manier. “Ein sportliches Modell mit Entwicklungspotential” und mit 8er-Noten für Körper und Gesamteindruck, was ihr im Total ebenfalls den Weg zur Prämienstute ermöglich bei Ablegen einer SLP oder Turniererfolgen. Im sportlich orientierten Besitzerhause Brovelli trifft sie auf die besten Voraussetzungen.

Sie sind wohl beide glücklich nach dem gelungenen Aufritt!

 

 

Top herausgebrachte Pferde, sportliche Abstammungen und gute Qualität, dies ist aus züchterischer Sicht das Fazit von zwei Tagen Reise quer durch die Schweiz. Mindestens ebenso positiv in Erinnerung bleibt die Gastfreundschaft, der herzliche Empfang und die grosszügige Bewirtung die wir in jedem einzelnen Stall antreffen durften. Eine rundum gelungene Sache? Von verschiedenen Seiten wurden wir auf die kurzfristigen (Teil-)Absagen der Musterungskommission angesprochen. Wir finden, das Positive hat bei weitem überwogen. Unser Kompliment geht an Frank Bangert vom Zuchtbezirk Baden-Württemberg der souverän durch die Musterung geführt hat, jederzeit nachvollziehbare Bewertungen und ausführliche Erläuterungen für Züchter und Publikum bereit hielt. Und auch beim gemütlichen Beisammensein ein offenes Ohr für die Schweizer Züchter hatte. Unterstützt wurde er von Petra Weibel und Christa Hermann.