Mitte November 2022 hat sich der Lebenskreis von Heinz Jenni nach langer, schwerer und mit bewundernswerter Einstellung ertragener Krankheit, in seinem 75sten Lebensjahr geschlossen. Heinz Jenni war mit sehr grossem Engagement und viel Ausdauer daran beteiligt, dass sich die Trakehner Pferde in der Schweiz als Zucht entwickeln und etablieren konnten. Nach und nach hat er den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb von der Rindermast zum Pensions- und Ausbildungsstall für Pferde umgestaltet. Schon als Junge fühlte er sich zu den Pferden hingezogen. Eine Ausbildung als Bereiter und ein Mitglied der Kavallerie zu werden, das waren seine Träume – beide sind ihm verwehrt geblieben. Er führte den elterlichen Betrieb als Landwirt weiter.
Die Trakehnerpferde traten 1986 erstmals anlässlich der BEA Pferd (BEA, Berner Landwirtschafts-Ausstellung mit integriertem Teil „Schweizer Pferd“) in sein Leben. Ein Ausstellungsfohlen begeisterte und faszinierte Heinz vom Fleck weg. Es war ein Fohlen des Trakehnerhengstes „BELSAZAR“ v. Radom, der Aussteller hiess Ueli Maurer aus Bühl, auch aus dem Seeland, wie Heinz. Der Gedanke an dieses Fohlen liess Heinz nicht mehr los und er suchte den Kontakt zum Züchter. 1988/1989 deckte Heinz erstmals seine Stute aus Schweizer Zucht, französischer Abstammung, mit den Trakehnerhengsten „BELSAZAR“ v. Radom und „LA PAZ“ v. Scharnhorst. Aus diesen Bedeckungen fielen in seiner Zucht die ersten Fohlen, die einen Anteil Trakehnerblut führten. Über den Kontakt zu Ueli Maurer lernte Heinz den langjährigen und bekannten deutschen Trakehnerzüchter Hartmut Keunecke, Mühldorf a. Inn, kennen. 1989 erwarb Heinz Jenni seine ersten beiden, reinblütigen Trakehner Stuten aus der Zucht von Herrn Keunecke. Es waren dies: Die damals schon ältere, zuchtbewährte Stute „REGA“ geb. 1974 v. Kassius und die junge Stute „IRIS“ geb. 1985 v. Mahagoni. 1989 besuchte Heinz erstmals den Trakehner-Hengstmarkt in Neumünster, der in der Folge einen Fixpunkt in seinem Jahresablauf darstellte. Im Laufe der Jahre erblickten über 30 Fohlen das Licht der Welt in Ins, im idyllisch gelegenen Stall mit freiem Blick auf die drei imposanten Schweizer Berge Eiger, Mönch und Jungfrau.
Die natürliche Aufzucht der Fohlen in der gemischten Herde, die alte Pensionäre, Jungspunde, Stuten und Wallache umfasste und im grosszügigen Laufstall lebte, war Heinz ein sehr wichtiges Anliegen. Die Fohlen wurden sozusagen von ihren Tanten und Onkeln erzogen. Anfangs der 1990er Jahre fand Heinz mit Hans-Eberhard Schneider eine sehr wichtige Bezugsperson, die ihn in züchterischen wie auch in reiterlichen Belangen tatkräftig unterstützte und beriet. Es entwickelte sich eine sehr intensive Zusammenarbeit, aber auch eine tiefe Freundschaft.
Die Zucht war die eine Sache, die Heinz begeisterte, das Reiten die Andere. Er ritt seine Jungpferde stets selber an und stellte sie im regionalen Sport vor. 1993 gewann Heinz Jenni mit seiner Stammstute „IRIS“ v. Mahagoni die Regionale Schweizer Meisterschaft Dressur. An der schweizerischen Trakehner-Gesamt-Beständeschau 2009, anlässlich des 30jährigen Jubiläums des Vereins der Trakehnerfreunde Schweiz, wurde die Stute „IRIS“ v. Mahagoni als Gesamtsiegerin ausgezeichnet. Diese Schau fand auf dem heimatlichen Hof von Heinz Jenni in Ins statt. Der Ausbildung von Pferden verschrieb sich Heinz mit Leib und Seele. Er organisierte zusammen mit Hans-Eberhard Schneider, ebenfalls auf seiner Anlage, immer wieder Lehrgänge, die gerne und gut besucht waren. 2016 trennten sich die Wege von Heinz und seiner geliebten, hochgeschätzten Stamm-Stute „IRIS“ v. Mahagoni, die Stute musste im hohen Alter von 31 Jahren eingeschläfert werden. Ein schwerer Abschied, der Heinz sehr zu schaffen machte. Das züchterische Erbe lebte jedoch mit den selbstgezogenen Trakehnerstuten, der dunkelbraunen „RADOMA“ v. Dream Dancer XX geb. 1991 a.d. Rega v. Kassiusund der Fuchsstute „IGLESIA“ geb. 2002 v. Van Deyk a.d. Iris v. Mahagoni, weiter.
1993 – 1997 war Heinz Jenni Mitglied im Vorstand des Vereins der Trakehnerfreunde Schweiz. Er betätigte sich vielseitig, brannte Fohlen und half dort wo es ihn brauchte. Immer wieder widmete sich Heinz mit Engagement und Ausdauer der Organisation unzähliger Veranstaltungen, sei es die Präsentation der Trakehnerpferde an der schon eingangs erwähnten, BEA, an der er einige Male in der Galaschau auftrat. Ebenfalls war er mit von der Partie in der Organisation der jährlich abgehaltenen „Schweizer Trakehner-Tage“. Für diese stellte er viele Jahre seine bestens geeignete Anlage in Ins zur Verfügung.
Heinz, wir vermissen dich. Du warst ein Pferdemensch durch und durch, viel zu früh hast du uns verlassen. Ein ehrendes Andenken ist dir sicher! Der ganzen Familie Jenni entbieten wir unser tiefempfundenes Beileid.
Verein Trakehnerfreunde Schweiz
Christiane Gaudy