Abschied von E.H. Distelzar

Vollkommen unerwartet verstarb Ende April 2020 der Trakehner Elitehengst Distelzar. Eine akute Erkrankung bedeutete viel zu früh das Ende; unter den Händen der Tierärzte die um sein Leben kämpften und im Beisein seiner Besitzerin Andrea Wicki-Mäder schloss sich der Lebenskreis des Hengstes, der für die Trakehner und den Pferdesport in der Schweiz eine Identifikationsfigur war.

Geboren im Jahr 1998 bei Diana Grün (Gestüt Lindenhof am Berg), wurde er zwei Jahre später vom Trakehner Verband gekört und über die Auktion des Klosterhofs Medingen von Marie-Louise Wüthrich erworben. Die nächsten zwei Jahre verbrachte er in Deutschland, bevor er zu Andrea Wicki-Mäder nach Ennetbaden kam. Der Beginn einer ganz besonderen Erfolgsgeschichte!

Sportlich erklommen der dunkelbraune Hengst und seine Reiterin eine Stufe nach der anderen; gekrönt von einem dritten Platz bei der Schweizermeisterschaft der Elite im Jahr 2010 und Siegen und Klassierungen in Stufe S, St. Georg und Grand Prix. Auch auf der internationalen Bühne vertraten die beiden die Schweizer Farben.


Andrea Wicki-Mäder mit E.H. Distelzar

Parallel bewies Distelzar seinen züchterischen Wert. Elf gekörte Söhne für die Trakehner Rasse kann er vorweisen. Darunter Sir Picasso, den Reservesieger 2017, notabene aus Schweizer Zucht. In Deutschland wurde sein Wert als Vererber früh erkannt, Anerkennung der Zuchtverbände Hannover, Oldenburg und Sachsen-Anhalt folgten rasch nach der Körung bei den Trakehnern. 2010 wurde Distelzar zum Elitehengst ernannt, und war 2013 Trakehner des Jahres. Den weiten Weg in den Norden Deutschlands, nach Neumünster, wollte sich Andrea Wicki-Mäder nicht nehmen lassen, um ihren “Disti” dafür gebührend feiern zu lassen.

Sein vorbildlicher Charakter, seine Verlässlichkeit, seine Leistungsbereitschaft stellte er Mal um Mal unter Beweis. Im Dressurviereck, an Präsentationen wie dem Trakehner Hengstmarkt oder “Hengste in Bern”, beim Transport über die Grenze zum Absamen nach Albführen, oder einfach beim Plausch zu Hause im schönen Springgarten auf der Anlage von Andrea und Jodok Wicki-Mäder. Die Dressurreiterin und das Dressurpferd; sie hatten auch Spass am Springen. Ein Galoppsprung wie der andere, ruhig und gelassen, in Takt und Balance, “schwupps” sei das Hindernis überwunden, wie Andrea uns vorschwärmte.

Und er vererbte dies auch weiter. Polarzar, sein Sohn aus der der Padma von Sixtus, punktete an der Trakehner Körung erwartungsgemäss in allen dressurbetonten Kriterien. Doch – der Hengst konnte auch springen vom Feinsten! Ein komplettes Pferd in allen Belangen, dieser Distelzar-Sohn. Inzwischen ist er unter Andrea Wicki-Mäder erfolgreich bis zur Klasse St. Georg.

Die kontinuierlichen Erfolge der Distelzar-Kinder animierten Züchter aus Nah und Fern, den Hengst einzusetzen. Letztes Jahr durften wir an unserer Jubiläumsveranstaltung zwei Fohlen von ihm präsentieren. Gegen zahlreiche Konkurrenz setzte sich Faivel, seine Tochter aus der Fanfare von Manhatten, durch und gewann das Fohlenchampionat.

In der Schweizer Warmblutzucht konnte Distelzar diverse Nachkommen stellen, die für ihn Ehre im Dressurviereck einlegen. Hello Blue CH wurde mit Barbara von Grebel dreimal hintereinander Meister der CH-Dressurpferde und ist x-fach erfolgreich bis Klasse M,  Desperados MFW CH mit Liliane Etter ist im Dressursport bereits als junges Pferd siegreich und dabei ein richtiges “Schleifenpony” ebenso wie Dionysos DR CH mit Thaïna Sophie Lempérière. Liliane Etter schreibt über ihren Desperados: “Er ist extrem verspielt, sehr sozial, schlau und immer bemüht alles gut und richtig zu machen. Er ist extrem vielseitig, egal ob Dressur, Springen oder Zirkuslektionen, er macht alles gerne. Rundum ein tolles, talentiertes und wunderschönes Pferd!”.

“Disti” war etwas ganz Besonderes. Mittelpunkt im Stall in Ennetbaden, begrüsste er die Besucher aufmerksam und zog alle mit seiner Ausstrahlung in den Bann. Wir durften ihn letztes Jahr erleben, als Andrea uns einlud zu verfolgen, wie “das Pferd in den Rahmen kommt“. Einige wenige Striche mit dem Griffel – jedem war klar, wer da auf dem Papier entstand. Es brauchte nicht mehr, und Distelzars Präsenz war gekonnt von Eva Jaeckle eingefangen!

Unser Beileid geht an alle die Distelzar auf seinem Weg begleitet haben, besonders an Andrea Wicki-Mäder und ihre Familie. Mit Polarzar und Amadis sind Sohn und Enkel von Distelzar in ihrem Stall vertreten, und auch wenn sie ihn nicht ersetzen können, so wünschen wir Andrea dass sie Trost spenden und tägliche Erinnerung an ein ganz spezielles Pferd aufleben lassen.


E.H. Distelzar v. Gribaldi a.d. Distelgold v. Arogno

  • Andrea Wicki-Mäder mit E.H. Distelzar